Waruno Mahdi’s

Virtuelles WebLOG — Deutsch I
—Deutschland und die Deutschen —
(unter der besonderen Berücksichtigung der Frage des Deutschseins)

WM
HINWEIS: Die auf dieser Seite zum Ausdruck gebrachte Meinung ist auschließlich die des Autors allein.
 
Datum:  29. Juli 2019
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Preußen-Prinz kritisiert Indiskretionen (TSp v. 29.07.2019, S. 8)

Ich wundere mich, in einer so seriösen und professionellen Zeitung wie Dem Tagesspiegel von einem „Preußen-Prinzen”, und sogar dass „der Prinz versicherte zudem, …” zu lesen.

Seit dem Jahr 1949 ist Deutschland eine Bundesrepublik, in deren Grundgesetz es steht: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich” (Art. 3, Satz 1, GG). Wir haben keine Bürger erster und zweiter Klasse, also auch keine Adeligen. Es wird versucht, dies zu umgehen, indem man Adelstitel als Teil des Familiennamens benutzt. Aber auch dann sollte man den Unterschied zwischen Titel und Namensteil beachten. Die Ehefrau eines Herrn Königs ist keine Frau Königin, sondern Frau König. Leider wird die Frau eines Herrn Fürst von Irgendwo des öfteren Frau Fürstin von . . . genannt. Das ist Verfassungswidrig.

Das Problem ist jedoch viel ernsthafter, insbesondere im Fall des angeblichen Nachlasses der Hohenzollern. Als die Hohenzollern noch deutsche Könige waren, war das Land keine Republik, sondern ein Königreich. Das Königshaus repräsentierte den Staat, und die „Besitztümer” des Hauses Hohenzollern waren der Besitz des Staates. Folglich ist es völlig richtig, dass die herrschaftlichen Immobilien und Kunstschätze der damaligen Hohenzollern vom Staat der Bundesrepublik Deutschland geerbt wurde, und nicht von dem Herrn Prinz von Preußen.

So soll es auch bleiben, und der geachtete Herr Prinz von Preußen sollte sich in unser bürgerliches Rechtssystem integrieren. Sonst kann er immer noch nach Saudi Arabien umsiedeln, wo das feudale Standesrecht immer noch gilt.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  3. Juni 2019
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Die GroKo in der Krise (TSp v. 03.06.2019, Ss. 2-3)

Die GroKo in der Krise? Ach was. Eine GroKo ist eine Krise. Wenn Umstände die Fraktion mit den meisten Mandaten im Bundestag dazu zwingen, einer Koalition mit der größten Oppositionspartei einzugehen, ist das ein Ausnahmezustand. Je schneller der vorbei ist, umso besser. Also, freuen wir uns doch.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  27. Mai 2019
Betreff: Grüne jubeln, Groko stürzt ab (TSp. v. 27.05.2019, S. 1)

Zunächst einmal war das ein triumphaler Sieg der noch nicht wahlberechtigten Schulkinder der Fridays-for-Future-Bewegung. Sie haben jetzt insoweit die Unterstützung der Erwachsenen für sich errungen, dass viele ehemalige SPD- und Unionswähler ihre Stimme den Grünen gaben.

Die Stimmzahlen sagen uns aber viel mehr, denn Stimmenverlust ist in diesem Fall ein Kompliment, während dessen Zuwachs eher das Gegenteil. Warum? Weil man daran sehen kann, die Wähler welcher Parteien den Aufruf von Fridays-for-Future unterstützen. Je mehr eine Partei Wählerstimmen an die Grünen verlor, je mehr sie früher von Mitbürgern mit einem Herzen für die Zukunftsgenerationen gewählt wurden. Die Partei, die jetzt sogar Stimmen gewonnen hat, wird offenbar von weltfremden herzlosen Klimasünder gewählt.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  15. Oktober 2018
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Beben in Bayern / Ein Mythos zerbröselt (TSp. v. 15.10.2018, Ss. 1+3)

Eigentlich ist alles viel einfacher: Horst Seehofer dachte, mit einem Rechtsrück der CSU, insbesondere in der Flüchtlingspolitik, würde man die vom Rechtspopulismus der AfD beeinflussten Wählern wieder zurückgewinnen. Es war aber vorhersehbar, dass genau das Gegenteil geschehen würde.

Einerseits hat Seehofer damit die populistische Politik der AfD recht gegeben. Andrerseits fragt sich der Wähler natürlich, warum er den Nachahmer CSU seine Stimme geben sollte, wo er doch das Original, die AfD, wählen kann, zumal deren Politik nunmehr bestätigt wurde.

Da blieb es dann dem bürgerlich anständigeren Teil der CSU-Stammwählerschaft nur noch entweder den Grünen, oder den Freien Wählern die Stimme zu geben.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  05. Juni 2018
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Der Radilkale (TSp. v. 04.06.2018, S. 2)

>> Früher war Alexander Gauland ein Vorzeigekonservativer, ein Intellektueller.
>> Heute verharmlost der AfD-Chef die Nazi-Zeit und alte Weggefährten unterstellen
>> ihm völkisches Denken. Was ist passiert?

Es wäre fast zum totlachen: ein "Vorzeigekonservativer" von Anno dazumal präsentiert sich in aller öffentlichkeit als politischer Vogelschiss. Aber Gauland ist kein Publizist oder Historiker, geschweige denn Philosoph. Er ist ein Politiker. Und was ein Politiker denkt muss noch lange nicht das sein, was er sagt.

Das Problem liegt für ihn in der leider unumkehrbaren Zeitfolge. Als seine rechtskonservativen Positionen in der CDU nicht akzeptiert wurden, ist er ausgetreten, und wurde Mitglied der AfD. Wegen des (hoffentlich vorläufigen) politischen Erfolgs der Rechtspopulisten, sahen sich Unionspolitiker sich jedoch gezwungen, immer weiter nach rechts zu rücken, ausgerechnet zu Positionen, deretwegen Gauland seinerzeit die CDU verlassen musste. Um weiterhin rechts von den Unionsparteien zu stehen bleibt dem Gauland nichts anders übrig, als seinen jetzigen Vogelschiss von sich zu geben.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin absolut kein Fan von Gauland.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  06. Dezember 2017
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Rolle rockwärts à la FDP (TSp. v. 06.12.2017, S. 4)

>> Erst hat die Partei ihren Ausstieg aus Jamaika als “Charakterfrage” gelobt,
>> Jetzt verwirrt sie mit neuer Offenheit

Wie ich bereits in einem Leserbrief vom 20.11.2017 (wg. “das Gute einer Nacht / Lindners Plan”, TSp. v. 20.11.2017, Ss. 3 + 4) geschrieben habe, war Christian Lindners Ausstieg aus den Jamaika-Verhandlungen ein großer Fehler, der bei neuen Wahlen sogar zum Abrutschen der FDP unter die 5-Prozent-Hürde führen könnte.

Offenbar hat Wolfgang Kubicki das genauso gesehen, und möchte jetzt vermeiden, dass es zu Neuwahlen kommt falls es mit der Groko nichts wird. Was jetzt nun, doch Jamaika-, oder gar “Simbabwe”-Koalition?

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  20. November 2017
Betreff: Das Gute einer Nacht / Lindners Plan (TSp. v. 20.11.2017, Ss. 3 + 4)

Dass die FDP ein Problem hatte, sich eine Koalition mit den Grünen vorzustellen ist verständlich, aber mit diesem Gedanken musste sie sich zunächst auch nicht anfreunden. Die so-genannten “Liberalen” hatten mit einem “Weiter-so” in der starrsinnigen Haltung der CSU gegenüber den Grünen gerechnet.

Doch ist es der Bundeskanzlerin Angela Merkel gelungen, die CSU irgendwie mit den Grünen zu versöhnen. Das hielt Christian Lindner offenbar für einen Verrat, und flippte aus. Sehr dumm von ihm, denn jetzt steht die FDP bei der Mehrheit der Wähler als die Schuldige. Bei Neuwahlen könnte die FDP jetzt sogar unter die Fünf-Prozent-Hürde rutschen.

Die Grünen scheinen hingegen sich in der Wählerpopularität leicht zu verbessern. Abgesehen von ihrer kompromissbereiten Haltung in den Vorverhandlungen, werden gewiss auch Berichte von der neuerlichen Weltklimakonferenz in Bonn viele Wähler auf grüne Gedanken bringen.

Tja liebe FDPler, liberal sein ist irgendwie anders . . .

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  16. November 2017
Betreff: Merkel will sich beim Klimaschütz “bemühen” (TSp. v. 16.11.2017, S. 1)

Ein(e) Politiker(in) darf selten ehrlich das sagen, was er bzw. sie wirklich auf dem Herzen hat. Frau Merkel ist da echt nicht zu beneiden. Es scheint jetzt aber so, dass sowohl Jamaika im allgemeinen, wie auch der (Braun-)Kohleausstieg insbesondere, nur bei einer CDU-FDP-Grünen-Koalition ohne CSU realisierbar sei. Sollten doch Seehofer, Dobrindt & Co. sich mit Donald Trump koalieren.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  03. November 2017
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Wider den Rechtsruck der CDU (TSp. v. 01.11.2017, S. 4)

Freut mich zu lesen, dass sich endlich auch vernünftige Stimmen aus der CDU hören lassen, und zwar aus derer Bundestagsfraktion. Wenn da Irgendwelche glauben, die Union hätte sich näher an die Politik der AfD rücken sollen, so haben sie eine völlig falsche Vorstellung vom Begriff “Konservativ”.

Die AfD vertritt politischen Populismus, und wohin dass letztendlich führt kann man an der NPD feststellen (siehe auf der gleichen Tagesspiegel-Seite: “Bitterarm im Schneckenhäuschen”). Wollen die Merkel-Kritiker das gleiche für die Union?

Bundeskanzlerin Angela Merkel führt die Union auf einem verantwortungsvollen konservativen Kurs, der sowohl dem im Parteinamen der Union, wie auch im Grundgesetz verankerten Prinzip der christlichen Werte entspricht. Diejenige Unionspolitiker, die diese nur als Hängeschild verstehen wollen, können damit nur der AfD und anderen Populisten recht geben, die die etablierte Politik für “Postfaktisch” halten.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  25. September 2017
An: Facebook / Waruno Mahdi
Betreff: Die Bundestagswahlergebnisse

Ich freue mich riesig über die Ergebnisse der gestrigen Bundestagswahlen: Angela Merkel wird verdienterweise wieder Bundeskanzlerin, während der Stimmenanteil der CDU um 8.6% gefallen ist, meiner Meinung nach ebenfalls gut so.

Wie ich bereits vor zwei Wochen meinte, sollte es keine große Koalition mit der SPD geben. Eine Fortsetzung der Politik von Angela Merkel benötigte vielmehr eine Koalition von Schwarz und Grün. Auch dies scheint sich zu verwirklichen. Teilnahme der FDP in einer Jamaika-Koalition wird dies nur positiv beeinflüssen.

Dass die AfD in den Bundestag einzieht ist eher positiv als negativ zu bewerten. Als die NPD in einigen Landtagen gewählt wurde hatte das die öffentlichkeit auch aufgeschreckt. Aber nur so konnte die NPD sich als Politik-unfähig beweisen, und somit ihr Stimmenanteil in späteren Wahlen wieder fallen lassen. Endlich bekommt jetzt auch die AfD die Chance, ihre Unfähigkeit ihren Wählern vorzuzeigen. Nur so wird man sie los werden können.

Datum:  10. September 2017
An: Facebook / Waruno Mahdi
Betreff: Das TV-Duell Merkel – Schulz

Die diesjährige Wahlkampagne hat mich irgendwie amüsiert wie keine andere vorherige, insbesondere aber das angebliche “Duell” zwischen Merkel und Schulz. Der Grund: Der/die BundeskanzlerIn wird in Deutschland nicht per Direktwahl gewählt, was an sich natürlich noch keinen Grund zum Amusiertsein darstellt. Bei der Direktwahl hätte ich, wie auch die Mehrheit im Lande Angela Merkel gewählt, nicht zuletzt in Anerkennung ihrer Flüchtlingspolitik.

Das Problem ist jedoch, dass in den letzten Jahren Frau Merkel ausgerechnet von Unionspolitikern wegen eben dieser Flüchtlingspolitik fortdauernd in den Rücken gefallen wurde. Deshalb werde ich ganz bestimmt nicht die CDU wählen. Also, war das TV-Duell Merkel-Schulz nicht ein Duell zwischen CDU und SPD, und ich habe beschlossen, dieses Jahr weder CDU noch SPD zu wählen.

So wie das aussieht hätte Angela Merkel wohl die besten Chancen ihre Politik fortzusetzen bei einer Schwarz-Grün-Koalition.

Datum:  7. Dezember 2016
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Alternativlos. Eigentlich (TSp. v. 07.12.2016, S. 3)

Frau Merkel ist alternativlos, da bin ich völlig Ihrer Meinung. Dass sie wegen der Flüchtlingskrise in der Kritik steht ist ungerecht, denn es ist nicht ihre Schuld dass alles so gelaufen ist und weiter läuft. Die weiterhin anhaltende humanitäre Katastrophe in Syrien hat schließlich nicht die deutsche Bundeskanzlerin zu verantworten, sondern Baschar al-Assad und Vladimir Putin.

Deutschland hat bei der Flüchtlingshilfe in beispielhafterweise viel geleistet. Doch sollte man nicht übersehen, dass dies von den deutschen Bürgern relativ zu ihrem Vermögen noch lange nicht so viel abverlangt hat, wie von Jordanien. Und da man in den letzten Jahren Königin Rania einen Preis nach dem anderen verliehen hat (Walther-Rathenau-Preis, Das Goldene Herz), so ist die Kritik gegen die "Wir-Schaffen-Das"-Politik der Bundeskanzlerin wirklich nicht zu verstehen.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  19. November 2016
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Tritt sie noch mal an? / Zeichen der Zeit (TSp. v. 19.11.2016, S. 2)

Mit Hinsicht auf das herankommende “Zeitalter” Trump hat Barack Obama, wie mir scheint, eins klar gemacht: Die Welt von Frieden, Freiheit und Demokratie braucht dringend einen neuen Stützpfeiler, und dieser könnte jetzt nur Deutschland mit Angela Merkel als Bundeskanzlerin sein.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  22. September 2016
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Berlin hat gewählt (TSp. v. 20+21.09.2016, Ss. 2-3);
Streit um Worte (21.09.2016, S. 4)

Die Ergebnisse der Berliner Wahl sind zwar etwas enttäuschend, aber angesichts der vorangegangenen Wahlen in anderen Bundesländern nicht völlig unerwartet. Es scheint aber insgesamt relative klar zu sein, das der Erfolg der AfD nicht auf die Flüchtlingspolitik Frau Merkels zurückzuführen ist. Es ist deshalb verständlich, dass die Bundeskanzlerin die Richtigkeit ihrer Flüchtlingspolitik nicht in Zweifel gezogen hat. Indem sie jedoch den Spruch "wir schaffen das" etwas relativiert scheint mir jedoch politisch korrekt gewesen zu sein.

Die Stimmenverluste bei den Parteien der großen Koalition widerspiegelt die öffentliche Unzufriedenheit mit der Arbeit der Verwaltung: Die Wartezeiten bei den Bürgerämtern, der miserabele Zustand der Schulen und die fehlenden fachlich-gebildeten Lehrer, die steigenden Wohnungsmieten und der ungenügende Bau von neuen Wohnungen, usw. Ein möglicher Schritt zur Lösung des Problems wäre, neben der zweifellos notwendigen drastischen Erhöhung der Zahl der Mitarbeiter, dass Beamte für ihr Tun auch öffentlich Verantwortung tragen. Denn jetzt ist es so, dass im Fall einer Fehlentscheidung der Name des Beamten nicht öffentlich genannt, geschweige denn ein Bild von ihm gezeigt werden darf, während für die entstandenen materiellen Schäden nur der Steuerzahler aufkommen muss.

Was die Flüchtlinge betrifft, leiden hauptsächlich die nichtwahlberechtigten Flüchtlinge selbst unter den Unzulänglichkeiten der Bürokratie. Dies geschieht offenbar beabsichtigt, z.B. bekamen täglich 500 Menschen Termine obwohl bekannt war dass nur 200 am Tag bearbeitet werden konnten. Noch schlimmer ist, dass Flüchtlinge etwa ein Jahr lang nicht einmal an Sprach- und anderen Ausbildungskursen teilnehmen können. Das hat nichts mit fehlenden Beamten zu tun, sondern stellt einen reinen Formalismus dar, der mit einem Federstrich gelöst werden kann. Man muss es nur wollen.

Also wenn Frau Merkel meint, sie hätte die Verantwortungsträger besser vorbereiten müssen, ist das in der Tat richtig, aber auch sehr diplomatisch ausgedruckt. Denn die Verantwortlichen bekleiden ihre verantwortungs- vollen Posten nicht weil sie etwa furchtbar dumm sind. Sie haben gewusst, dass sie mit ihrem flüchtlings- feindlichen Handeln die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin torpedierten.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  7. September 2016
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Mecklenburg-Vorpommern hat gewählt (TSp. v. 05.+06.09.2016, jeweils Ss. 2-3)

Das Gesülze gegen Frau Merkels Flüchtlingspolitik nervt nicht nur, es ist schlicht dumm, nicht so sehr aus den Münden der AfD-Wähler kommend (die wissen es ja nicht besser), sondern von Politikern der etablierten Volksparteien. Denn damit geben sie der AfD recht, was sowohl taktisch, wie auch sachlich falsch ist.

Die Flüchtlingspolitik ist nicht die Hauptursache der Unzufriedenheit mit den etablierten Parteien. In der Tat besteht aufgrund der nationalistisch geprägten Politik der Ostblockländer, einschließlich der DDR, eine eher fremdenfeindliche Grundhaltung des seinerzeit regimetreuen Bevölkerungsteil sowohl der DDR, wie auch der übrigen ehemaligen Ostblockstaaten. Der sogenannte "proletarische Internationalismus" ist und war Aushängeschild der Kommunisten vor der Machtübernahme, danach nur in derem Propaganda.

Wie bereits von etlichen Beobachtern bemerckt, ist die Zahl der Flüchtlinge in Meck-Pomm relativ gering. Frau Merkels Flüchtlingspolitik konnte deshalb nicht der Hauptgrund für das schlechte Abschneiden der etablierten Parteien gewesen sein, zumal diejenige, die sich kritisch dagegen geäußert hatten, genauso Stimmenverluste hinnehmen mussten, wie die Linken und Grünen die die Flüchtlingspolitik unterstützten. Frau Merkels Flüchtlingspolitik hat lediglich als eine Art politisches Symbol hergehalten, sozusagen als "gefühlte" Grundlage der öffentlichen Unzufriedenheit mit der etablierten Politik, was dürch die AfD ausgenutzt wurde.

Der eigentliche Grund für die Unzufriedenheit mit der Regierung scheint Unzulänglichkeiten in der Arbeit der Verwaltung zu sein. Auf dem platten Land, und da liegt ja Mecklenburg-Vorpommern, ist die Lage noch schlimmer als in den Großstädten. Jeder Einzelne erlebt dies individuell, aus Sicht der eigenen konkreten Erfahrungen. Aber auch wenn dies wahrscheinlich ein wichtiger Grund ist, scheint es meiner Meinung nach noch nicht das ganze Bild zu wiedergeben.

überall auf der Welt beobachten wir ein wachsende Zahl von Anhängern populistischer Politik, sei es Unterstützer von Donald Trump in Amerika, von Brexit in Großbritannien, von Marine Le Pen in Frankreich, oder von Geert Wilders in den Niederlanden. Wenn es also der AfD auch hierzulande gelingt, auf dieser weltweiten Populismuswelle zu reiten, dann liegt das mit nichten an Frau Merkels Flüchtlingspolitik, sondern an einer sich in den Industrieländern verbreitenden neuen kulturanthropologischen Erscheinung. Unzufrieden mit Regierung und Verwaltung war man auch früher, aber man leitete seine Unzufriedenheit in geordneten Bahnen, hielt sich dabei trotz allem an gewissen Regeln.

Heutzutage verbreitet sich ein Schein-Rationalismus, der jede Art von religiösen, ethischen, und gesetzlichen Regeln außer Kraft setzt. Ein ganz einfaches Beispiel: Man sieht keinen Sinn darin, am roten Ampel stehen zu bleiben, wenn kein Querverkehr in Sicht ist. Scheint im ersten Blick in der Tat "rational", doch das berücksichtigt nicht etliche reale Eventualitäten. Man gewöhnt sich daran, und tut es irgendwann auch ohne vollen überblick über die Verkehrslage, oder bei beschränktem Bewusstsein (Alkohol, Medikamente), oder man wird von Kindern beobachtet und nachgeahmt, usw., usw.

Wie das weiter geht ist schwer zu sagen, schließlich ist man kein Zukunftsvorhersager. Was jedoch die Flüchtlingspolitik van Angela Merkel betrifft, so sollten die sogenannten Volksparteien aufhören der AfD nachzueifern. Diese Flüchtlingspolitik war und bleibt richtig, und entspricht grundlegenden wirtschaftlichen Interessen Deutschlands. Das ist was man den Leuten sagen muss. Wer das nicht tut, wirkt nicht nur gegen diese Interessen, sondern bildet eine Allianz GEGEN Deutschland. Das darf man nicht zulassen, zumal nicht wenn man sich für eine Volkspartei hält.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  29. August 2016
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Auch Deutsche müssen sich ändern.
Politologe verteidigt Merkels Flüchtlingspolitik
(TSp. v. 28.08.2016, S. 1)

Mein Leserbrief wurde freundlicherweise am darauf-folgenden Sonntag veröffentlicht:

Datum:  6. März 2016
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Richter zweifeln an Gefährlichkeit der NPD (04.03.2016, S. 1)

Ganz ohne Zweifel, die NPD ist eine Schande für Deutschland. Die Frage ist aber, ob eine Organisation mit verfassingswidrigen Sätzen in ihrer Satzung als Partei an Parlamentswahlen teilnehmen darf.

Wie dem auch sei, falls das Bundesverfassungsgericht ein Verbot der NPD für rechtens hält, geschieht dies hoffentlich erst nach den kommenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Sonst bekommt die AfD noch zusätzlich die Stimmen von NPD-Wählern.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  22. Februar 2016
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Clausnitz (21.02.2016, Ss. 1, 2, 6)

Aus den Medienberichten geht nicht hervor, dass die fremdenfeindliche Demonstration in Clausnitz angemeldet war. Also hätte die Polizei nicht die Flüchtlinge aus dem Bus holen müssen, sondern die widerrechtliche Versammlung auflösen, zumal diese die öffentliche Ordnung unmittelbar gefährdete.

Wir erwarten von den zu uns gekommenen Flüchtlingen dass sie sich hier integrieren. Um so mehr müsste dies von etwaigen “völkischen” Eingeborenen verlangt werden. Wer nicht bereit ist, unsere Sitten und Werte zu akzeptieren, sollte sich vielleicht in Ländern mit anderen Wertbegriffen heimisch werden, vielleicht in den Visegrad-Staaten.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  19. September 2013
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Sarrazin versetzt Berge (18.09.2013, S. 7)

Tja, lieber Herr Sarazzin, willkommen in Deutschland! Denn dort im Norden ist es noch keinem gelungen, es “abzuschaffen”. Und ich vermute mal, das wird auch Ihnen mit allen Ihren Berge-und-Täler-einebenenden Baggern nicht gelingen.
Oder wie wir hier in Berlin sagen würden: Ätsch!

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  6. Juli 2013
An: Den Tagesspiegel
Betreff:  Wo bleiben die Männerinnen? (06.07.2012, S. 34)
Mein Leserbrief wurde in fast voller Länge am Sonntag, den 14. Juli 2013 unter “Lesermeinung” auf S. 14 abgedruckt (siehe rechts).
Datum:  22. Dezember 2012
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Stuttmann-Karikatur + Meinung / “Gott bewahre” (22.12.2012, S.8)

Hihi, müsste es nicht eigentlich “der Gott, die Göttin, das Göttchen” heißen? Und warum ist letzteres als Junge (“der”!) statt als Mädchen (immerhin “das”) dargestellt? Aber, aber, Herr Stuttmann, soviel Sexismus, eh!! ;-)

Der sprachwissenschaftliche Laie verwechselt öfters grammatisches Geschlecht (Genus) mit dem biologischen (Sexus). So bedeutet der Umstand, dass das Wort “Gott” in der deutschen Sprache das männliche Geschlecht hat und dementsprechend den Artikel "der" bekommt auch keineswegs, dass Er einen Wimmel hätte, auch wenn die Altgriechen dies in ihren Götterskulpturen gelegentlich anders darstellten.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  1. Mai 2011
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Der Rest ist peinlich (30.04.2011, S. 27)

Bravo, das war das einzig vernünftige, was darüber zu lesen war.

Bleibt jetzt nur noch zu warten, ob die Hüter unserer Sprache zum Jahresende wenigstens den Mut aufbringen, das Adjektiv “royale” (mit “o” als Monophthong gelesen, und Betonung auf dem “a”) zum Unwort des Jahres zu erklären — im Gegensatz zum französischen “royal” (das “o” wird als “oa”-Diphthong gelesen) und zum Substantiv “der Royal” / “die Royals” (mit Betonung auf dem “o”-Monophthong).

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  4. Dez. 2008
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Deutsch per Gesetz (04.12.2008, S. 1)
Man sollte in der Tat in Deutschland auch Deutsch sprechen, aber Frau Schwan hat wahrscheinlich recht, dass die Forderung der Union, die deutsche Sprache ins Grundgesetz zu verankern als Fortsetung einer “aversiven Politik gegen Einwanderer” anzusehen ist. Es besteht aber ein wirtschafliches Interesse an mehr Einwanderer, so dass diese “aversive Politik” eigentlich gegen die deutsche Wirtschaft gerichtet ist.

Die Forderung von Teilen der Union zeugt aber nicht nur aus diesem Grund von einer gewissen Ignoranz. Vielleicht sollte man erstmal einen verbindlichen Deutschlandkenntnistest einfuehren für Politiker:

1. Welche der folgenden Sprachen sind in Deutschland gesetzlich anerkannt?
(a) Ostfriesisch, (b) Dänisch, (c) Sorbisch, (d) Denglisch
(Sie dürfen mehrere wählen). 
2. Die Rede- und Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik gilt
(a) nur wenn man Deutsch spricht,
(b) unabhängig davon, in welcher Sprache man spricht. 
3. Das Grundprinzip bei der Bestimmung der Sprache, in welcher ein jeder sich in diesem Land äussern darf oder soll, basiert auf
(a) Freiheit, (b) Sozialismus.

Vielleicht liegt das Problem aber nur darin, dass mancher Konservativer in der Union seinerzeit im schulischen Fremdsprachenunterricht nicht so richtig aufgepasst hatte. Für eine von Export abhängige Wirtschaft reichen aber Sprachkenntnisse auf dem Niveau von “You can say you to me” nicht um Märkte zu erschliessen.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

 
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Datum:  13. Juli 2008
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Pruefungstest: Deutschsein (13.07.2008, S. 1)
Jura-Professoren, zumal deutsche, sind vermutlich denkbar ungeeignet, eine kurze aber trifftige Fragenliste zur Ergruendung des “Deutschseins” eines Antragstellers zusammenzustellen. Aber mit ihrer Liste von ueber 300 Fragen stellten sie wenigstens ihr eigenes “Deutschseins”, oder was sie vielleicht darunter verstehen, unter Beweis.

Nun im Ernst: Sollten denn “die Deutschen” wirklich so einfältig und stereotyp sein, dass man sie mit einer Liste von Standardantworten charakterisieren oder identifizieren koennte? Schon auf die folgende Frage, die eigentlich jeder Einbürgerungswillige richtig beanworten muesste:

    “Sprechen Sie Deutsch?
      (a) ja; (b) yeah; (c) alhamdulillah”,

wäre die richtige Antwort ab eines gewissen Alters die (a), für jüngere Antragsteller aber vielleicht eher (b)?

Nicht viel einfacher waere festzustellen, welche Antwort “richtig” und welche dem “Deutschsein” dennoch ueberaus konform sei, sogar (oder gerade) bei einem so formal eindeutigen Sachverhalt wie etwa:

    “Was muss man unbedingt tun, wenn man in eine andere Wohnung umzieht?
      (a) die neuen Nachbarn zum Kennenlern-Grillparty einladen;
      (b) alle Waende neu tapezieren oder weiss streichen;
      (c) sich beim Wohnanmeldeamt ummelden.”

Man führe doch eine doppelte Umfrage unter einheimischen Laien, ein Mal formal, ein zweites Mal bei abgeschalteten Aufzeichnungsgeraet und mit Garantie der Anonymitaet und Vertraulichkeit.

Eine Frage, die ebenfalls mit einer “Formalie” verbunden ist, wuerden viele (maennliche) Autofahrer vielleicht nur zu gern in die Liste aufgenommen sehen:

    “Auf einer Verkehrsstrasse in Deutschland muss ein Auto moeglichst
      (a) auf der rechten Seite fahren;
      (b) sich eher links halten;
      (c) das andere Rechts waehlen.”

Zeugt jetzt der letzte Fragenvorschlag eher vom (a) unzureichendem, oder (b) zureichendem Deutschsein dieses Briefschreibers? Und wenn wir schon dabei sind: Wer ist eher eine Deutsche, Verona Pooth, Alice Schwarzer, oder beide gleichermassen?

Fuer einen Einbuergerungswilligen ist m.E. nicht sein “Deutschsein”, was immer das sein mag, sondern seine Akzeptanz unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung, die vor allem die Meinungsvielfalt, auch ueber den Begriff “Deutschsein”, beinhaltet, von ausschlaggebender Bedeutung (sonst koennte man sich genausogut fragen, ob eine schwarze Hautfarbe, oder “Schlitzaugen” nun “deutsch” waere[n]). Ergo: Sind die Professoren, die sich dazu bereit gestellt haben, jene Fragebogen zu erstellen, denn wirklich in unsere Republik angekommen?

Mit freundlichen Gruessen,
Waruno Mahdi

Datum:  8. Juni 2008
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Moegen die Deutschen keine Kinder? (08.06.08, S. 18)
Ich habe zunaechst nicht reagiert. Das Problem ist ja uralt, und irgendwann sieht man keinen Sinn mehr darin, immer wieder darueber zu schreiben.

Jedoch, zunaechst auf die Titelfrage: Moegen “die Deutschen” keine Kinder? So vage die Frage auch erscheinen mag (wie will man schon “die Deutschen” interpretieren?), gibt es auf sie eine durchaus konkrete, eindeutige Antwort. Sie lautet “Doch”, denn “Kinder sind die Blumen des Lebens” sagt uns die urspruengliche, deutsche sprachliche Tradition. Das ist kein Witz! Ueber die Jahrhunderte haelt die Sprache auf dieser Weise ganz unbefangen die authentische, spontane ungezwungene Meinung einer Sprachgemeinschaft fest.

Nun gibt is in allen Laendern Miesepeter, manchmal mehr, manchmal weniger, Deutschland nicht ausgenommen. Zum Glueck haben wir aber die deutsche Sprache, die uns mit Bestimmtheit bestaetigt, dass das nicht die wahren Deutschen seien, [...].

Wir brauchen deshalb nicht von Politiker(inne)n erklaert zu bekommen, dass Liebe zu Kindern nicht “politisch verordnet” werden kann. Wofuer die Politik sorge zu tragen haette, waere dass die Gesetzeslage es unmoeglich macht, dass ein Gericht eine Klage gegen die Nachbarschaft einer Kita oder eines Kinderspielplatzes wegen “Kinderlaermes” stattgibt.

Es muss ein Gesetz her, das mit ganz wenig Paragraphen festlegt, dass Kindergeraeusche, wie sie in Spielplaetzen und Tagesstaetten entstehen, zu den natuerlichen Lebensgeraeuschen einer menschlichen Gemeinschaft gehoeren, mit welchen sich jeder Buerger abzufinden hat. Bei krankhafter Ueberempfindlichkeit hat sich ggf. die ueberempfindliche Person weg zu ziehen, sei es mit finanzieller Unterstuetzung ihrer Kranken- bzw. Pflegeversicherung. Ein bereits bestehendes gegensaetzliches Urteil soll keine Rechtskraft in Bezug auf eine an der gleichen Stelle erneut zueroeffnende oder weitergefuehrte Kita oder Spielgelegenheit haben.

Mit anderen Woertern, die Liebe zu Kindern muss nicht der Allgemeinheit “politisch angeordnet” werden, sondern den Gesetzgebern.

Mit freundlichen Gruessen,
Waruno Mahdi

Datum:  4. Juli 2006
An: Den Tagesspiegel
Betreff: “Polizistenprügler ...” (03.07.2006 S. 8)
Wenn man schon meint, mit dem Finger zeigen zu müssen, sollte man tunlichst daran denken, dass die übrigen vier auf einen selbst gerichtet sind. Eine wichtige Eigenheit unseres Zusammenlebens ist, dass politisch Andersdenkende nicht gleich aus der Geschichtsdarstellung auszuradieren sind.

Das Land ist nicht auf ein Mal geändert worden. Konrad Adenauer hatte es in der Tat verändert. Dann rückte Willy Brandt nach und brachte eine weitere wichtige Änderung zustande. Heute erleben wir einen bisher völlig unbekannten Deutschen auf den Fan-Meilen, und ohne beharrlichen Multi- Kulti-Engagement der Joschkas wäre das nicht geschehen. Das muss man ihnen einfach neidlos zugestehen.

Willkommen in Deutchland.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  16. Juno 2006
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Hoppla - sind wir das? (16.06.2006, S. 1)
Na wer sagt's, wie sehr denn noch keine 10 Jahre Multikulti unserer Leid-..., pardon, Leitkultur gut getan hat! Da toben unsere braven Michels auf der Fan-Meile wie die Wilden, aber noch erstaunlicher: Es ist kaum ein Pieps von irgendwelchen Bedenkenträgern zu hören.

War zunächst in der Tat wohl sehr gewöhnungsbedürftig, denn am ersten Tag sah ich, dass viele nicht einmal wussten, wo bei Scharz-Rot-Gold oben sei, und wo unten.* Am Morgen des zweiten Tages liefen bzw. fuhren nur ganz vereinzelt noch welche mit Gold-Rot-Schwarz umher, aber gegen Abend hatten es dann alle schon richtig.

In diesem Sinne also,
mit de..., ääh, herzlichem Gruß,
Waruno Mahdi

 


* Späterer Nachtrag: Im Nachhinein betrachtet war der eigentliche Grund für die “umgekehrte” Farbenfolge wohl nicht Unkenntnis, sondern dass vielen die Zurschaustellung derart unverhüllten Patriotismus noch etwas peinlich war.
Datum:  11. Januar 2004
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Pro+Contra Bundeskanzler nach D-Day-Feier Normandie (09.01.2004, S. 8)
Nun gut, eine so erfreueliche Nachricht ohne obligatem Bedenkenbeitrag wäre in der Tat geradezu unanständig.

Aber im Ernst, Verlierer war das Dritte Reich, waren auch (leider) viele, viele Deutsche. Aber nicht alle. Von Willy Brandt bis Marlene Dietrich, darunter auch Thomas Mann & Kinder im Exil, die Wieße Rose und die Gruppe um von Stauffenberg daheim, die unzähligen Namenlosen, die jüdische Mitmenschen versteckt hatten, waren die denn nicht Deutsche? Und waren sie nicht zumindest geistig in den Landebooten vor Normandie dabei?

Sie stellten damals vielleicht eine verachtete Minderheit dar, aber spätestens als sie Willy Brandt zu ihrem Kanzler erkoren, waren sie bereits die Mehrheit. Genau so hat er das dann auch begriffen, denn anders wäre sein Kniefall in Warschau nicht zu begreifen gewesen. Zugleich verkündete er damit für sie alle auch, dass sie dabei mitnichten vor ihrer historischen Verantwortung zu drücken gedachten.

Jetzt sind wir eine Generation weiter. Genügend Zeit um festzustellen, ob das nicht vielleicht nur eine flüchtige Laune war. Es war sie nicht. Einen, der damals meinte, für die gute Sache mit Steinen werfen zu müssen, haben sie jetzt zum Außenminister gemacht, und ihr populärster Politiker ist er auch noch. Es handelt sich nicht um reine Symbolik. Anstelle der Nation, die dereinst zwei Weltkriege vom Zaun brach, ist jetzt ein Volk von Pazifisten, das nur mit schweren Bauchschmerzen für einen Auslandseinsatz der Bundeswehr entscheidet.

Mit dem deutschen Bundekanzler kommt in Juni nach Normandie ein Vertreter nicht der ehemaligen Achse, sondern der Allianz freiheitlich demokratischer Staaten; nicht dessen Soldaten in Betonbunkern der Normandie verschanzt waren, sondern der sie nach Bosnien und Afghanistan zum Schutz von Frieden und Demokratie geschickt hat.

Es ist immer noch das Deutschland mit all seinen Sünden der Vergangenheit, zugleich aber auch ein ganz anderes Deutschland, das eben deshalb für jene Sünden gerade steht.

Aus der deutschen Teilnahme am D-Day-Feier folgt auch eine erfreuliche kleine Randnotiz, die an Ewiggestrige gerichtet ist: spätestens jetzt sprechen sie nicht mehr für das deutsche Vaterland, es sei denn, sie kommen herüber auf die Seite der freiheitlichen Demokratie.

= Ein ehemaliger Ausländer, inmittels Deutscher =

Datum:  13. Februar 2002
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Der blaue Brief kommt nicht... (13.02.2002)
Die “unerwartete” Erweichung der D-Mark ist weder dieser noch der vorherigen Regierung anzulasten, sondern ist die verständliche Folge der Wiedervereinigung. Die Ausfüllung des Hohlraums “Ex-DDR” mit D-Mark und die anschließenden Transferleistungen war ein finanzieller Kraftakt, der viel Staunen und Respekt im Ausland hervorrief. Bewundernswert ist, dass eine nationale Währung soetwas überhaupt ohne Devaluierung oder ähnliches aushielt.

Doch wenn man angst hatte, seinen starken D-Mark gegen einem weicheren Euro einzutauschen, so kann man sich jetzt über einen überaus “günstigen” Tausch freuen: schwachgewordene D-Mark gegen starkem Euro. Ein schlechtes Gewissen sollte man deswegen dennoch nicht haben. Der finanzielle Last der Wiedervereinigung wird lediglich solidar auf die ganze EU umgelegt. Das Bewusstsein hierüber lag offentsichlich den Vertretern andererer EU-Staaten im Hinterkopf, als sie dem Brüsseler Kompromiss zustimmten.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  15. Oktober 2000
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Ist das Volk unanständig? (15.10.00, S. 1)
“Ist das Volk unanständig?” Nein. Sonst wäre es damals nicht Lichterketten bildend auf die Straßen gegangen. Aber damals hatte die Wirstschaft noch nicht begriffen, dass das, was sich vordergründig als Ausländerfeindlichkeit äußert, viel mehr deutschlandfeindlich ist. Also durften maßgebliche Politiker noch ungeniert das Boot für voll erklären und sich sogar über “Durchrassung” entgleisen. Jetzt rufen dieselbigen das Volk plötzlich zur Ausländerfreundlichkeit auf.

Nun tragen zwar nur die Allerwenigsten einen Doktortitel, aber das Volk ist weder dumm noch blind. Während der großen Demonstration gegen Ausländerfiendlichkeit hier in Berlin (Hauptredner: Richard von Weizäcker) wurde der damalige Bundeskanzler regelrecht aus dem Demonstrationszug herausgeekelt, weil man seine Anwesenheit für Heuchelei hielt. Nicht allzu überraschend, also, dass das Volk sich inzwischen nicht so leicht von Politikern “entzünden” läßt.

Mir scheint, es geht nicht so sehr darum, dass die Entgleisungen von damals “unmoralisch” wären. Moral ist letztendlich das Quintessenz kulturell akkumulierter Erfahrung vergangener Generationen. Die heutige zurückhaltende Reaktion der Bevölkerung bestätigt, dass die saloppen Sprüche von damals schlichtweg unklug waren, zumindest aber in einem freiheitlich demokratischen Rechtsstaat unprofessionell.

Nun gibt es eine Vielzahl von lang- und kurzfristigen Maßnahmen, die man vorschlagen könnte, aber dies würde die Länge eines Leserbriefes sprengen, also konzentriere ich mich auf das wesentlichste: Ausländerfeindlichkeit halte ich für eine kleinere Randerscheinung von Menschenfeindlichkeit, und diese wiederum für eine Begleiterscheinung zwischenmenschlicher Kälte. Da die meisten Menschen in einem jeden Land die Einheimischen sind, sind hierzulande die Deutschen die eigentlichen Hauptleidtragende, und zwar nicht weil man etwa Probleme mit der Anwerbung von ausländischen Spezialisten hat. Ich meine auch nicht Fälle, in welchen deutsche Behinderte oder Touristen von Rechtsradikalen zusammengeschlagen werden.

Es sind die unzähligen Bittsteller, die in den Ämtern schickaniert werden, und die Nachbarn, die sich über ihren Maschendrahtzaun bekriegen, dass die BVG gar Psychotherapeuten einsetzen musste, als die Mitarbeiter gehalten wurden, freundlich mit den Passagieren umzugehen. Wir brauchen Gesetze um einen Beamten zur persönlichen Rechenschaft zu ziehen, wenn er eine alte Frau ohne Not von Amt zu Amt schickt, oder die es unmöglich machen, dass die Klage eines Touristen, der sich von der Anwesenheit von Behinderten im gleichen Hotel belästigt fühlt, stattzugegeben, oder die einer Frau wegen des Lärms vom benachbarten Kinderspielplatz. Das ganze zwischenmenschliche Klima muss wärmer werden.

Kurz um, die Deutschen müssen netter zueinander sein, und sich gegenseitig besser vertragen. Dann klapt es auch mit dem (ausländischen) Nachbarn. Eile tut Not, denn wir bewegen uns einer geeinten Europa entgegen, und das sind ja lauter Ausländer!

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  2. August 1998
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Wichtige Regeln der neuen Rechtschreibung (01.08.98, S. 6)
Vielen Dank für die übersichtliche Zusammenfassung, die in den kommenden Tagen jedem wohl sehr von Nutzen sein wird, insbesondere aber Zugewanderten wie mir.

Eine solch “bewegende” Umstellung — sie betrifft ja das Grundlegendste in der Kultur eines Volkes, seine Sprache, eben das, worin alles Übrige formuliert ist — sorgt unvermeidlich für Aufregung, und regt auch zu allerlei Gedanken auf.

Vor ungefähr dreißig Jahren vollzog sich eine bemerkenswerte liberalisierende Revolution in der mündlichen Sprache. Nach zwei Jahrzehnten unter einer freiheitlich demokratischen Verfassung entschied sich damals eine neue deutsche Generation dafür, vom alten preußischen Kasernendiktus Abschied zu nehmen.

Nun endlich, etwas verspätet, inmitten von vor zuviel Multikulturellem warnenden konservativen Kassandrarufen sogar, vollzieht sich fast schon unverhofft die gleiche Revolution in der Schriftsprache. Frigidaire, Frigidäre, Frigidär (fehlt nur noch Frischidär), das ist fast schon wie legal, illegal, ..., na Sie erinnern sich sicherlich noch. Sie hätten das Ganze ruhig an einer größeren Glocke hängen sollen, denn so werden Viele im Ausland nicht wissen, wie sehr man Sie damit gratulieren muss.

Fälschlicherweise wird vielleicht von manchen eilfertig angenommen, dass bei so viel Liberalität in der Sprachpolitik doch arg mit der eigensten Tradition der Deutschen umgegangen wird. Jedoch dieser Tradition ist dies alles genausowenig fremd wie der viel kritisierte Bekenntnis zum Multikulturellen. Schließlich muss man auch da feststellen, dass die deutsche Kultur von haus aus multikulturell war: die Zivilisation wurde von “südländischen” Römern eingeführt; die Religion - die Christliche - hatte ihre Ursprünge gar in Asien; der Humanismus wurde der französischen Aufklärung entlehnt; Geschäftigkeit schaute man den Hugenotten ab, usw. Und überhaupt, was ist eigentlich Deutschsein: die Berliner Schnauze, die hanseatische Unterkühlung, das rheinländische Gemüt, die bayrische Großspurigkeit, die schwäbische Knauserigkeit, oder bietet eher der Sachse oder der Hesse das geeignetere Vorbild? Die Deutschen sind halt multikulurell, sind es auch immer schon gewesen, und haben scheinbar die besten Erfahrungen damit gesammelt (den einen Österreicher wollen wir jetzt mal übersehen).

Was der Tradition in der Rechtschreibung anbelangt, so zeigt ein Blick in den 1880-er Duden sofort, wie man auch in den Gründerjahren bereits dem orthographischen Liberalismus frönte, und es durchaus dem Gutdünken des Jeweiligen überließ, das eine oder andere Wort entweder mit C zu schreiben oder aber, quelle horreur, mit Z (vor E, I, Ö, Y) bzw. mit K (sonst, außer vor K bzw. C, oder vor H).

Das bringt mich zum einzigen Punkt in der jetzigen Rechtschreibrefom, bei dem man meines Erachtens eventuell eine glücklichere Lösung hätte finden können. Der alte Regel, wonach ..ck.. bei der Wortrennung beim Zeilenumbruch zu ..k-/k.. wurde, bietete von der Logik her zwei Möglichkeiten, die C/K-Alternanz aufzuheben: man trenne ..c-/k.. (nicht so schön), oder man schreibe auch ungetrennt ..kk.. Letzteres gilt bereits längst in Norwegisch, Holländisch und anderen Sprachen Nordeuropas, nur nicht in der dem nationalen Spleen verpflichteten englischen Rechtschreibung (wo allerdings ..ck-/.. oder ..c-/k.. zuläßig ist). Stattdessen nahm man einen dritten Weg, und trennt jetzt ..-/ck.. Darauf sind nicht einmal die Engländer gekommen. Wollen wir mal sehen, wie lang diese Lösung in Zeiten europäscher Konvergenz stand hält... (Verdeutscht sich Zucchini zu Zuckini oder Zukkini?).

Ansonsten wünsche ich allen viel Glück mit der rechtschreiblichen "Multikulti".

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi
(ein Linguist,
  wenngleich kein Germanist)


© Waruno Mahdi.

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