Waruno Mahdi

Hauptstädtisches Multikulti im Land des Geert Wilders

 
Mitte November 2010 war ich eine Woche in den Niederlanden und musste mit einigem Schmunzeln feststellen, dass die Medien von einer Enthüllung nach der anderen berichteten über Mitglieder der Parlementsfraktion der PVV-Partei vom Rechtspopulisten Geert Wilders (Foto rechts oben), der Urheber des berüchtigten islamfeindlichen Films “Fitna”. Die Serie fing mit Eric Lucassen (Foto rechts mittig) an, einem glatzköpfigen “Macho”-Typen, der eine Vorstrafe wegen Gewalttätigkeit verschwiegen hatte.

     Zur Vorgeschichte: Nach den letzten niederländischen Wahlen erhielt die PVV etliche Parlamentssitze, während der liberal-konservativen Koalition zur Regierungsmehrheit einige wenige Stimmen fehlten, so dass die PVV nun das “Zünglein an der Waage” wurde. Dies wäre gefährdet, wenn Lucassen wegen Verheimlichung des Straftats aus der Fraktion ausfiel. Doch nach geheimer Unterredung unter vier Augen mit Lucassen erklärte Wilders — oh Wunder — dass Lucassen in der Fraktion bleibt.

     Der Fall Lucassen blieb nicht isoliert, sondern die Medien wurden bald bei anderen PVV-Fraktionmitgliedern “fündig”. Einer hatte ein Alkoholproblem verschwiegen, gegen einen anderen ist wegen Gewaltausübungen ermittelt worden, ein dritter hatte mal Geschäftskonkurs vorgetäuscht, während ein weiterer wegen Gewaltausübung gegen eine Frau beschuldigt wird. Man denkt unwillkürlich an die “Unterschichts”-Genen eines gewissen Thilo S., aber es gab eine Ausnahme: James Sharpe, auch PVV-Fraktionsmitglied. Nein, er habe sich ebenfalls der Gewalt schuldig gemacht, und war Direktor einer wegen Kundenbetrugs verurteilten Firma. Doch machte er nicht nur rein äußerlich, anders als seine Fraktionskollegen, einen gutbürgerlich kultivierten Eindruck, er zog als einziger die Konsequenzen, und trat von seiner Parlamentsmitgliedschaft zurück — also ersparen wir ihn die Peinlichkeit eines Fotos hier rechts. Deshalb in Worten beigefügt: Er war auch der einzige Dunkelhäutige in der Fraktion.

     Dies alles veranlasste mich, das Multikulti-Milieu in den Niederlanden mir etwas näher anzuschauen, also habe ich eine Serie von Fotos gemacht entlang der Bus- und Tramrouten, die ich in Den Haag fast täglich befuhr. Denn, die Skandale um die PVV-Fraktion dürfte auch für uns in Deutschland von Bedeutung sein. René Stadtkewitz (Foto rechts unten), der Geert Wilders nach Pankow eingeladen hatte, und mittlerweile eine eigene PVV-ähnliche Partei rechts von der Union gegründet hat, bereitet der Union einige Sorgen. Doch am Beispiel der PVV kann man sich erneut davon überzeugen, dass im Rahmen eines modernen freiheitlich demokratischen Staates eine derartige rechtspopulistische Partei zwar viel Lärm in der Öffentlichkeit provozieren kann, aber wenn es dann auf konkrete Verwaltungs- und parlamentarische Arbeit ankommt, sich in ziemlich ungünstiger Licht zeigt. Das kannte man natürlich bereits aus NPD-Beteiligungen in einigen Landesparlamenten, aber mit der niederländischen PVV sehen wir das jetzt bei einer explizit antimuslimisch orientierten Vereinigung.

     In der Tat, Familienministerin Kristina Schröder hatte eine wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben, die Verbindung zwischen männlicher Gewaltbereitschaft und muslimischer Religion zu erkunden. Aber vielleicht etwas unerwartet für sie stellten die Wissenschaftler keine derartige Verbindung fest. Anhand der PVV-Fraktion in den Niederlanden kann man jetzt die Gegenüberstellung von männlicher Gewaltbereitschaft und dem Islam etwas genauer darstellen: Die gewaltbereiten Machos scheinen sich eher bei den Islamfeinden zu befinden, oder zumindest bei deren parlamentarischen Vertretern!

[Nachtrag: 21. Januar 2011] Inzwischen hat man auch in den USA bemerkt, dass gewaltbereite Oppositionellen praktisch nur bei (konservativen) Kiritikern einer liberalen Regierung, und nie bei (liberalen) Kritikern einer konservativen.
Siehe unter http://www.alternet.org/story/149500/.
Nun gut, wir wissen dass es auch linken Terrorismus gibt, und dass Luxusautos nicht von Rechtsextremisten in brand gesetzt werden. Aber insoweit von sog. “islamistischen” Terroristen die Rede ist, handelt es sich in der Tat um extrem konservative Vertreter einer fundamental rückwärts gewandter Auslegung des Islams. Bei “christianistischen” Terroristen (verzeihen Sie bitte den Ausdruck) in den USA ist das nicht anders... [Nachtrag-Ende]

     Jedenfalls hat der ganze Rummel um die niederländische PVV-Fraktion mich dazu bewegt, die Multikulti-Situation in den Niederlanden mit derselbigen in Deutschland zu vergleichen. Dafür müsste man sich nur anschauen, ob die “islamisierende” oder auch sonstig fremdländische “Unterwanderung” dort genau so weit fortgeschritten sei wie hier, oder vielleicht gar noch weiter.
Die nachfolgenden Bilder kann man anklicken,  um eine Vergrößerung zu erhalten.
 
 
 
Fangen wir an mit dem Stadtzentrum. Unmittelbar vom "Plein", dem Platz vor dem Parlamentsgebäude, führen die "Korte Poten" ost-nordostwärts.
 
Am Anfang treffen wir eine italienische Pizzeria, Korte Poten 10-12 
(nahe rechts);
 
am Ende der Straße: Eine Akupunktur- und Moxa-Klinik, Korte Poten 38 
(weit rechts).
 
Dazwischen begegnen wir (siehe unten):
den Schönheitssalon "Mady Lady", inklusieve Thai-Massage,
Korte Poten 20;
die "Galerie Boeddha" (d.h. Galerie Buddha),
Korte Poten 22;
die "Wiener Konditorei", und gleich nebenan
das libanesische Café-Restaurant "Amier",
jeweils Korte Poten 24 und 28A.

 
 
 

Im Süden des Stadtzentrums liegt das Einkaufszentrum rund um "Grote Markt". Das, was für Berlin (West) das KaDeWe ist, ist in Den Haag "De Bijenkorf", Wagenstr. 32 (links im Bild). 
      Gleich dahinter führt die Wagenstraat durch ein traditionelles chinesisches Tor in das chinesische Viertel "Chinatown". Entlang der ganzen Straße hangen rote Lampions. Doch, wie wir unten sehen werden, handelt es sich um ein ziemlich multikulturelles "Chinatown"".

 
 

An der ersten Kreuzung sehen wir mit einem Blick nach rechts noch mehr rote Lampions entlang dem "Gedempte Burgwal", wie die nach rechts führende Querstraße heißt.
 
 
 
 
Wir gehen aber nach links, in die gegenüberliegende Querstraße hinein, die "Gedempte Gracht" heißt.

Beim Blick zurück sehen wir ein Zentrum für traditionell chinesische heilmethoden "Thai Wor Tong" (Ged. Gracht 5), einen "Haagsche Tailor" (Ged. Gracht 3A) und den "American Bar" (Wagenstr. 50); neben dem "Wong Kee eethuis"
(Ged. Gracht 319)
steht"American Sport"
(Ged. Gracht 442);
am Ende der Straße, hinter dem alten "Fat Kee", steht die Pizzeria "LA American Food" (Ged. Gracht 677);
das "Shoarma"-Zeichen an der Ecke hängt am
ägyptischen "Luxor Grillroom" (Spui 149).
 
 
Um die Ecke auf dem "Spui":
 
 
     "Will’s Pancake House"
     (bietet auch hervorragende Poffertjes an).  
 
 
"Bar & Restaurant Pavlov"     
(mit Musik),     
Spui 173.     

Weiter südlich ist Bahnhof "Hollands Spoor", der älteste Bahnhof der Stadt Den Haag. Folgerichtig heisst der Platz eben vor diesem Bahnhof einfach "Stationsplein" (d.h. Bahnhofsplatz), und nicht der vor dem jetzigen (seit 1973) Hauptbahnhof "Centraal Station".
Die gegenüberliegende Seite des Stationspleins ist ein wahres Sinnbild von Multikulti: 

Das türkische Restaurant-Pizzeria "Didim" (auch unten rechts), Stationsplein 5,
und das surinamchinesische Restaurant "Nieuw Peking", Stationsplein 4B;
noch ein surinamchinesisches Restaurant "Fine Food Lung Fung",
Stationsplein 3A;
den Schnellimbiss "Mini Wok",
Stationsplein 3.

    links, Ganz wichtig:
    Geld nach Hause schicken:
    "Polite telecom/Western Union",
    Stationsplein 5B;
 
 
                      rechts,
                      der Café-Bar "Bellona",
                          Stationsplein 5A,
                          sowie
                      das türkische "Didim"
                          (auch oben links),    
                          Stationsplein 5
Weiter westwärts gelangen wir an der Kreuzung Valliantlaan/Hobbemastraat umittelbaar ins "Multikulti"-Viertel, und stellen mit Staunen fest: die stehen augenscheinlich überhaupt nicht so besonders ärmlich da...
 
Wir begegnen nämlch noch mehr "Geld" (links): 
Eine Niederlassung der marokkanischen "Attijariwafa Bank",
Vaillantlaan 117F;
und das türkische "KervanSaray Restaurant", 
das uns auf dem Internet gleich mit alkoholischen Getränken begrüßt,
Vaillantlaan 119.
 
           rechts:
           Die türkische Boutique "Saray Butik",
           Hobbemastr. 230;
das türkische Reisebüro "Divana Reizen",
Hobbemastr. 230A;
arabische Juweliere "Dubai Jewellers",
Hobbemastr. 316A;
die "Afro New Creation" (ANC),
Hobbemastr. 322.
Die Hobbemastraat mündet im Westen in das Hobbemaplein. An dieser Mündung schneidet sie auch die Querstraße De Heemstraat.
 
 
 
Nach links um die Ecke:
Der surinamische Supermarkt — Suriname ist ein Vielvölkerstaat, und seine Märkte entsprechend multikulturell, wie an den Fahnen zu sehen,
De Heemstr. 166.
 
 
Auf dem Hobbemaplein selbst:
oben und links:
Der Esswarenladen "The Food Store" mit American Fried Chicken,
Mr. Chow’s "Wok-away"-Gerichte,
Shoarma, Pizzas, Burgers, Pommes,
u. dgl. mehr,
Neben der Tür steht "100% halal".
Hobbemaplein 83. 
Die muslimische Fleischerei
"Bismillah",
garantiert auch alles halal,
Hobbemaplein  101.
Geldwechsel und Überweisungen
"Suri Change"-Niederlassung,
Hobbemaplein  100.
 
In nordwestlicher Richtung geht es dann entlang der Paul Krugerlaan bis zum Paul Krugerplein, dann südwärts in die Beijerstraat. Dabei begegnen wir neben türkischen und marokkanischen Läden immer häufiger auch indische:
 
 
Zunächst gleich nebeneinander (siehe rechts):
Die muslimisch-marokkanische Fleischerei "Le Mouton", Paul Krugerlaan 193;
 
Die indische Boutique "New Delhi" mit der exklusiv neusten indischen Mode,
Paul Krugerlaan 191.    
      Die surinam-indische      
"Apotheek Sahodrie",
Paul Krugerlaan 228.
Die türkische Bankett-Bäckerei
"Hilal Firini",
Paul Krugerlaan 234.
Das indische Juweliergeschäft
"Shiva Juwelier",
Paul Krugerlaan 257.
Der indische Kunstwerkladen
"Vaishnovi",
Paul Krugerlaan 255.
 
Links:
Indischer Laden mit allem, von Essgeschirr, Frauenkleidung und -schmuck, bis Religions-artikeln "Anushka Collection",
Paul Krugerplein 27.
 
rechts:
Laden für religiöse Artikel und Schmuck bei "Krishna’s Bharath",
Beijerstraat 2 (Ecke Paul Krugerplein).
 
 
Und zum Schluss, einiges südlicher, in der kurzen Terletstraat voor deren Mündung in die Nunspeetlaan, ist man wieder im trauten muslimischen Milieu:
 
 
Rechts, den Herrenfriseur "Fatih", Terletstr. 35;
 
Links, den Reklame-Laden "Serhan Reclame", Nunspeetaan 426.
 
Also,  wie man sieht, sind jedenfalls in Den Haag die Mitbürger türkischer und arabischer Abstammung nicht vordergründig “nur mit Verkauf von Obst und Früchten” beschäftigt. Und wie das Online-Menu vom Kervansaray-Restaurant suggeriert, haben sie sich zumindest was die Vorliebe für Heineken-Bier betrifft voll integriert und assimiliert.

     Aber wollen wir doch die Realität nicht rosiger darstellen, denn sie ist. Auch in den Niederlanden gibt es Schwierigkeiten mit einigen Einwanderern, zumal in einigen Vierteln von Rotterdam und Amsterdam. Nur scheint eines klar zu sein: Den Islam als “Sündenbock” dafür hinzustellen ist nicht hilfreich, und sachlich völlig falsch (außerdem Verfassungswidrig, da eine Aberkennung des Rechts auf Religionsfreiheit). Und während ein Thilo Sarrazin (Abbildung rechts) es vielleicht als Beweis einer “Islamisierung” darstellen könnte, dass Rotterdam mit Ahmed Aboutaleb einen muslimischen Bürgermeister hat, würden andere das wohl eher als Zeichen der mehrheitlichen Integrationsbereitschaft der muslimischen Mitbürger empfinden. Die Fotos oben zeigen jedenfalls, dass zumindest in Den Haag türkische und arabische Geschäfte ganz zwanglos neben chinesischen, indischen, italienischen usw. stehen, und natürlich nicht zuletzt auch neben einheimischen.
 
Placed online December 10, 2010; last update: January 21, 2011.

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