Waruno Mahdi’s

Virtuelles WebLOG — Deutsch VI
— Technik + Wissenschaft —

WM
HINWEIS: Die auf dieser Seite zum Ausdruck gebrachte Meinung ist auschließlich die des Autors allein.
 
Datum:  29. September 2020
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Auf Halde (29.09.2020, S. 2)

>> Erstmals werden bei der Endlagersuche mögliche Standorte genannt.

Das Problem der Endlagerung von Atommüll hat meines Erachtens zwei Aspekte:

(1) Bei keinem Ort in Deutschland, oder überhaupt in Europa, kann man halbwegs sicher sein, dass der eine Million Jahre lang tektonisch hinreichend stabil bleibt.

(2) Die Menschheit wird sowieso bereits in wenigen Jahrtausenden, wenn nicht gar Jahrhunderten aussterben, und was danach mit dem Atommüll geschieht kann wohl zumindest für uns relativ gleichgültig sein.

Wenn wir jedoch trotzdem auf eine sichere Million Jahre lange Endlagerung bestehen wollen, gibt es nur eine Lösung. Der Atommüll muss in die untere bei einer tektonischen Subduktion beteiligten Kontinentalplatte begraben werden. Nur dann kann man sicher sein, das der Müll mindestens eine Million Jahre lang von der Erdoberfläche isoliert bleibt.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  13. Juli 2019
An: Facebook / WirtschaftsWoche 10.07.2019: c. 09:30
Betreff: Jürgen Salz: Das Ende der Globulisierung (10. Juli 2019)

Waruno Mahdi — 13.07.2019, 12:07
Das ganze Gesülze finde ich ziemlich schwachsinnig. Sowohl die positiven, wie auch die negativen Beurteilungen von Homöopathie übersehen etwas ganz offensichtliches. Die heilende Wirkung von Placebos ist eine bekannte und wissenschaftlich fundiert bestätigte Erscheinung. Also braucht man nur anzuerkennen, dass ein homöopathisches Medikament ein Placebo sei.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  29. April 2017
An: Facebook / Waruno Mahdi
Betreff: Plastik-Müll (Do., 27.04.2017)
   

Am Donnerstag nam ich teil an der MPG-Forum-Veranstaltung “Plastik — Stoff für die Ewigkeit?”. Mich hatte insbesondere die Beschreibung der Verbreitung von Mikroplastik beeindruckt.

Als Beitrag zur Verminderung des Massengebrauchs von Pappbechern und Plastiktaschen schlug ich vor, für Kaffeeautomaten passend kleine wiederverwendbare Plastikbecher und Jutetaschen zu verwenden. In diesem Plastikbecher bekomme ich täglich mein Kaffee am Kiosk seit mehrere Monate (über 100 Pappbecher gespart). Der gezeigte !,00-Euro Jutetasche benutze ich wöchentlich seit fast einem Jahr, und machte in 7 Wochen 5 Cent Gewinn (jede Woche 15 Cent pro gesparte Plastiktasche).

Die Jutetasche ist bereits etliche Male mit der übrigen Wäsche in der Waschmaschine gewesen.

Datum:  3. Dezember 2011
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Es steht in den Sternen (03.12.2011, S. 38)

Stephen Hawking ist ein hervoragender Physiker, was nicht zuletzt auch sein Nobelpreis bezeugt. Er ist außerdem ein vielleicht noch großartigerer Wissenschaftler im allgemeinen, angesichts dessen, wie er sich trotz seiner körperlichen Behinderung sein ganzes Leben der Wissenschaft gewidmet hat. Aber er ist kein Anthropologe.

Es erscheint in der Tat statistisch überaus wahrscheinlich, dass Leben auch auf vielen anderen Planeten unseres Universums entstanden ist. Denkbar ist auch, dass dies gelegentlich zur Entwicklung einer Tierwelt führte, in welcher mitunter sogar vielleicht die Intelligenzstufe von Schimpanzen und Delfinen erreicht wurde. Für den Übergang zu einem menschähnlichen Wesen muss jedoch eine wesentliche Krise überwunden werden.

Genetiker haben aufgrund des DNAs festgestellt, dass die ganze (irdische) Menschheit auf eine winzig kleine Urgemeinde zurückgeht. Mit anderen Worten, die überwiegende Mehrheit der ersten Mensch-Exemplare sind ohne Nachkommen ausgestorben. Man versuchte dies mit den Folgen einer vulkanischen Katastrophe zu erklären, aber alle in Frage kommenden Ausbrüche mit weltweiten Folgen (z.B. der Toba auf Sumatra) fanden zum "falschen" Zeitpunkt statt, um Ursache des Fast-Aussterbens des Urmenschens gewesen zu sein.

Die Erklärung des Rätsels liegt wohl im Wesen des Übergangs vom "Tier" zum "Menschen" (bzw.vom nicht-menschlichen zum menschlichen Tier). Bei den erstgenannten ist die Beziehung zwischen Artgenossen vollständig von Instinkten gesteuert. Der Mensch unterscheidet sich darin, dass er seine Instinkte unterdrücken kann, auch diejenigen, die seine sozialen Beziehungen steuern. Aber die Komplexität eines menschlichen Gemeindewesens verstehen nicht einmal moderne Soziologen vollständig, um so weniger hätte der Urmensch seine soziale Beziehungen rein logisch oder rational steuern können. Die intellektuelle Entwicklung von Menschenaffe zum Menschen war also im Sinne der Darwinschen natürlichen Selektion kontraproduktiv, und hätte zum raschen Aussterben des Menschenwesens führen müssen.

Nun soll bereits bei den höheren Tieren (z.B. Hunde, um so mehr bei Affen) die Wahrnehmung entstanden sein, dass die sie umgebenden materiellen Gegenstände eine eigene Wille oder subjektive Wirkungssteuerung besitzen würden. Es benötigte also beim Urmenschen nur eine kleine Mutation, damit er infolgedessen nicht nur diese Gegenstände als beseelt wahrnimmt, sondern seine ganze natürliche Umgebung von Seelen bevölkert wähnt, die sowohl positiv, wie auch negative auf ihn wirken können. Wenn er unter einigen Umständen Misserfolge erleidete, folgerte er dass seine Handlungen die Seelen wohl missfallen hätten. Es entwickelte sich eine Art "mystischer Logik", die nun seine Handlungen steuerten anstelle der Instinkte.

Der genetische Engpass bei der Erstentwicklung des Urmenschen erklärt sich dann wohl dadurch, dass jene Mutation, die zur Mystikfähigkeit des Menschen führte, diesen gerade noch rechtzeitig vor dem völligen Aussterben gerettet hatte. Er musste zunächst diese "anthropologische Krise" bewältigen. Auch auf anderen Planeten müsste ein eventuell enstehendes menschähnliches Wesen einen solchen Engpass absolvieren, denn bei jeder Lebensform mit kollektiv lebenden Wesen, kann die soziale Organisation anfänglich nicht anders als automatisch, d.h. instinktiv, stattfinden, während es diesen Automatismus erst hinter sich lassen muss, um die nötige komplexe wirtschaftliche Entwicklung für interplanetarische Kommunikation zu schaffen.

Ein weiterer Punkt ist die Reihe von sozial-politischen Entwicklungsstufen in der Entwicklung vom Urmenschen zur jetzigen post-industriellen, "post-modernen" Menschheit. Denn das, was die Landung von Kolumbus in Amerika für die Eingeborenen zur Folge hatte, ist kein Maß dafür was eine menschähnliches Wesen, das die nötigen technischen Mittel zum interplanetarischen Transport entwickelt hat, mit Bewohnern eines anderen Planeten tun würde. Auch wie unsere Menschheit, müßte es erst seine internen (kriegerischen) Streitigkeiten überwinden, um somit auch einen ganz anderen Begriff von Mitmenschlichkeit zu entwickeln. Jene anderen "menschähnlichen" Wesen könnten eventuell wie eine Kreuzung zwischen einem Kraken und einem Frosch aussehen, wenn nicht noch schlimmer, aber um technisch fähig zu sein, sich interplanetarisch zu bewegen, müssten sie zwangsläufig auch ähnliche ethische Begriffe entwickeln.

Dabei wäre noch festzustellen, dass wir uns noch lange nicht soweit entwickelt haben, um uns auf intergalaktische Reisen zu begeben. Dafür müssten wir noch eine zweite anthropologische Krise bewältigen. Denn der entsprechend fortgeschrittene Wissensstand führt nicht zuletzt auch zur allmähligen Überwindung der mystischen Logik. Diese, in der fortgeschrittene Form von Religion und Moral, wird ersetzt werden durch reine Rationalität. Ob der Mensch damit fertig wird ist eine Frage, für die wir noch keine durch Erfahrung begründete objektive Antwort kennen. Was wir auch nicht wissen, ist ob der Mensch es schaftt, allerlei von ihm selbst verursachte Katastrophen zu überleben (z.B. Welterwärmung, tödliche Virenmutationen, usw.). Falls jedoch Aliens bei uns landen würden, hätten sie auch diese zweite anthropologische Krise haben überwinden müssen.

Also, wie wahrscheinlich bleibt es dann, dass irgendwo im Universum eine Lebensform entsteht, die erst zur höchsten Stufe der tierischen intelligenz entwickelt, dann die erste anthropologische Krise überwindet, und danach noch die zweite? Dabei darf sie auf ihren Planeten nicht von einem fallenden Kometen oder anderen natürlichen Katastrophen vorzeitig ausgelöscht werden. Sollte der Fall jedoch wirklich vorkommen, dürfen wir vermutlich davon ausgehen, dass sie uns nicht ausrotten würden. Jedenfalls nicht absichtlich ....

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  15. Juli 2011
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Mit Handy-Tickets dem Fahrgast auf der Spur (15.07.2011, S. 7)

Naja, warum einfach wenn es auch komplizert geht? Die Datenschutzfrage wäre eventuell sogar das kleinere Übel.

In den Niederlanden, wo die Handybetreiber-Lobby offenbar weniger Einfluss auf die Nahverkehrspolitik übt, hat man bereits längst ein einfacheres, aber überaus effizienteres Fahrpreisabbuchungssystem eingeführt.

Der Passagier besitzt eine Chipkarte, die wie eine wiederaufladbare Prepaid-Handykarte funktioniert. Beim Einsteigen hält er die Karte an einem neben jeder Tür angebrachten Kasten, und wiederholt das wieder beim Aussteigen. Der Fahrpreis wird dabei automatisch abgezogen und die auf der Karte noch verbleibende Summe auf dem Kasten-Textschirm angezeigt (ob eine Haltestelle dabei über- oder unterirdisch liegt spielt natürlich keine Rolle). Jeder Ortsfremde oder Tourist kann eine Karte gleich bei der Ankunft am Flughafen oder Bahnhof erhalten.

Bei Handytickets hingegen muss man zunächst ein Handy immer dabei haben (hat nicht jeder). Ortsfremde und Touristen müssen sich umständlich einen App aufladen. Außerdem müssten sie vielleicht bei jeder Fahrt umständlich eine 030- oder gar 0049-30-Vorwahl eingeben? Oder müssten sie sich bei Erstankunft sogar extra ein Handy kaufen/Leihen?

Das erstaunlichste dabei: Dass Berlin nicht nur ein Touristenstadt ist, sondern dies sogar noch weiter zu entwickeln versucht, scheint einigen Funktionären absolut nicht zu interessieren. Dass U- und S-Bahnlinien auch unterirdisch verlaufen, wo GPS-Ortung nicht funktioniert, scheint ihnen auch nicht geläufig zu sein. Da fragt man sich, ob es mit so viel vordergründiger Trotteligkeit nicht eher eine Vergünstigung durch anfangs erwähnte Handybetreiber-Lobby zu verdecken gilt?

Man muss allerdings nicht unerwähnt lassen, dass es auch beim niederländischen System vorkommt, dass man beim Aussteigen abzumelden vergisst, und der weiterwachsende "Fahrpreis" dann bei einer nächsten Fahrt abgebucht wird. Aber abgesehen davon, dass man nicht mehr als die auf der Karte gespeicherte Summe verliert, kann man sich an entsprechenden Servicepoints ein Teil der Summe wieder zurückbekommen.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi
 


Nachträglich:
So sieht eine in Den Haag ausgestellte Chipkarte aus:
Datum:  14. Januar 2011
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Aus heiterem Himmel (14.01.2011, S. 28)

Da ist noch eine Besonderheit, worauf hinzuweisen die Weltuntergangsvorhersager wohl kein Interesse haben: bei keinen der Massensterbefällen hat es sich um Säugetiere gehandelt. Da müssten auf der Weide wohl erst ein paar Tausend Schafe plötzlich ins Grass beißen, bevor Gottes Schäfchen sich ernsthaft in Gefahr wähnen sollten, oder? In der ganzen Geschichte vermisse ich eigentlich noch vorbeifliegende oder wasserlandende UFOs. Wann sturzt endlich eines davon wegen von Vögeln verursachten Motorschadens ab?

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  5. Januar 2011
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Rot-Rot ringt um Konzept für die S-Bahn (05.01.2011, S. 7)

Na gut, es war ja nicht alles schlecht, wie man weiß: im Dritten Reich wurde die Autobahn gebaut; in der DDR lief die S-Bahn auch im Winter. Da ist aber der Spass zu Ende.

Sowohl auf die Frage, "sollte man neu ausschreiben, ja oder nein", wie auch darauf "sollte man sich einen städtischen Wagenpark anschaffen, ja oder nein", ist die richtige Antwort m.E. ein klares JEIN, und zwar nicht so sehr weil die Politik das ja immer so handhabt. Das Problem liegt völlig woanders.

Die S-Bahn ist einzigartig, in dass die Züge von Gleichstrom-Elektromotoren angetrieben werden. Bei der U-Bahn, wie auch bei elektrischgetriebenen Zügen der Eisenbahn, sind es Wechselstrommotoren. Ein Gleichstrommotor hat den Vorteil, dass er sofort mit maximaler Leistung losläuft beim ersten hochfahren der angelegten Spannung. Bei Wechselstrommotoren wächst die Leistung erst allmählig mit der Höhe der angebrachten Spannung. Deshalb ist der Gleichstrommotor für die Bahn eigentlich vorteilhafter, um einen schweren Zug aus dem Stillstand los zu bewegen. Das Problem lag jedoch in der Stromübertragung über Hochspannungskabel auf große Abstände, denn Transformatoren funktionieren nur mit Wechselstrom. Also entschied man sich letzendlich doch für wechselstrombetriebene Züge.

Nur mit der S-Bahn behielt man ein einziges Gleichstrom-Experiment am leben. Dass ist auch der Grund warum man nirgends S-Bahnzüge fertig kaufen kann, sondern sie speziell anfertigen lassen muss. Die S-Bahn ist also ein Unikat — ein Museum auf Rädern, wenn Sie so wollen. Sie ist zugleich aber nicht wie ein Spielparkvergnügen für Kinder und Liebhaber, sondern wurde, zumindest bis vor ein paar Jahren, als vollfunktionierendes öffentliches Transportmittel eingesetzt.

Leider haben Herr Mehdorn und seine Nachfolger dieses einzigartige Experiment einfach durch ihre Sparpolitik ruiniert. Der einzige jetzt noch halbwegs realistische Ausweg, wenn man die Zugausfälle nicht als Dauerzustand behalten möchte, wäre die Gleichstromtrassen schrittweise auf Wechselstrom umzurüsten. D.h. man müsste die S-Bahnstrecken schrittweise in U-Bahnstrecken umbauen und der BVG übertragen.

Ich weiss, schon wegen des Gedankens allein blutet nicht nur bei jedem Technikliebhaber das Herz. Der einzige Trost, den ich mir vorstellen könnte, wäre im zukünftigen S-Bahnmuseum ein großer Tafel mit Portraits von Mehdorn + Kumpanen und der Überschrift: Diese Herren brachten die S-Bahn zum Untergang. Denn die sind es, die das unikale Phänomen "S-Bahn" in den Zustand jenseits jeglicher wirtschaftlich realistischen Betriebsmöglichkeit gesetzt haben.

Damit wäre dann auch die obligate Schuldfrage geklärt....

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  3. April 2010
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Weltmaschine LHC: Urknall der Erkenntnis (3.4.2010, S. 1)

Die Aussage, dass der neue Teilchenbeschleuniger am Cern in Genf zum Beantworten der Frage beitragen würde, die die Menschheit angeblich von Beginn an beschäftigt: "Wo kommen wir her? Was war am Anfang?", ist bestenfalls ein an Laien gerichteter PR-Spruch.

Dafür wäre es nicht einmal wert gewesen einen einzigen Groschen zu inverstieren, geschweige denn die vielen Milliarden, die der Beschleuniger gekostet hat. Jegliche eventuelle Antwort wäre nicht "wissenschaftlicher" als jeder primitivster Aberglaube, weil bereits die Frage selbst irrational ist. Denn wer hat je festgestellt, dass wir überhaupt irgendwo-"her kommen", bzw. es ein "Anfang" gab? Dass ist nichts als reinster Kreationismus — gut für Religionsunterricht, aber fehl am Platz bei Physik.

Eine Ursache, warum dieser verschleierte Kreationismus weiter lebt, liegt vielleicht an der fehlerhaften Übersetzung des Begriffes "Big-Bang" als "Urknall". Der Knall soll ja allumfassend groß gewesen sein, nicht aber per se der Anfang von allem, wie die Vorsilbe "Ur-" suggeriert.

Mit Hinblick auf das Universum als ganzes ist der Begriff "Anfang" nicht anwendbar, weil Raum und Zeit Attributen von Materie sind, und nicht unabhägig von Materie existieren. Zeit und Raum gibt es nur während es auch das Universum gibt. Also konnte das Universum weder irgendwo noch irgendwann "urplötzlich" aus dem nichts enstanden sein. Ohne das Universum hätte es nämlich weder ein "Wo" noch ein "Wann" gegeben, in welchem ein Universum dann hätte "entstehen", bzw. seinen "Anfang" haben können.

Im übrigen hat Martin Bojowald*) längst gezeigt, wie ein Big-Bang aus einem Big-Crunch entwickeln, d.h. wie die Vorgeschichte des angeblichen "Ur-"Knalls ausgesehen hätte können.

Aber von dem allen abgesehen ist die neue Anlage in Genf und das erstmals gelungene Experiment in der Tat eine große und achtungswerte Leistung. Ich frage mich nur noch, wo jene "Superexperten" sich jetzt verstecken, die allen Ernstes vorhergesagt hatten, dass die bei den hochenergetischen Kollisionen entstehenden Mini-Schwarzen-Löcher großwachsen und letztendlich die Erde verschlingen würden. Solche Kollisionen zwischen Teilchen der kosmischen Strahlung dürften immer wieder in der Erdnähe stattfinden, also hätten sich jene Besserwisser sich erstmal fragen müssen, wieso werden wir dann nicht fortdauernd "von schwarzen Löchern verschlungen"?

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi
 


*) S.u. unter dem Leserbrief vom 31. März 2009.
Datum:  25. April 2009
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Die U-Bahn wird gegossen (25.04.2009, S. 12)

Mein Leserbrief wurde freundlicherweise später am Sonntag eine Woche veröffentlicht:

Datum:  31. März 2009
An: Den Spiegel
Betreff: Eine Zeit vor unserer Welt (Der Spiegel 14/2009, Ss. 128–130)

Vielen Dank für den überaus informativen Bericht über die von Martin Bojowald vorgeschlagenen Lösung des “Urknall”-Widerspruchs.

Denn nach der allgemeinen Relativitätstheorie sind Raum und Zeit an Masse gebunden, so dass, vereinfacht ausgedruckt, falls der Urknall der Anfang des Universums gewesen wäre, hätte es “vor” dem Urknall weder Raum noch Zeit gegeben, “in” welchem ein Urknall hätte stattfinden können. Deshalb konnte es sich wohl kaum um einen “Urknall” gehandelt haben, sondern allenfalls um einen zwar sehr gewaltigen Groß-, aber dennoch keinen “Ur-”Knall.

Die von Martin Bojowald entwickelte Theorie hat mich auch deshalb besonders beeindruckt, weil genau im gleichen Jahr 2000, als die Idee darüber dem Wissenschaftler einfiel, ich ein Leserbrief an “Time”-magazine schickte, in welchem ich von der Invertierung eines Big Crunches in einen Big Bang schrieb (Kopie anbei; siehe da den letzten Satz).

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi
 


Nachträglich: Das genannte Buch von Martin Bojowald:
Zurück vor den Urknall. Die ganze Geschichte des Universums. Frankfurt am Main: S. Fischer (2009), ISBN 978-3-10-003910-1
Datum:  13. September 2008
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Wir Verbraucher, wir Deppen (13.09.08, S. 1)

In der Tat! Aber noch deppertler scheint diesmal der Computer zu sein. Na gut, das ist eigentlich immer so, denn abgesehen davon, dass Computer von Menschen konzipiert und gebaut werden, “denken” sie ausschlieülich mit Hilfe von wiederum vom Menschen erdachten Programmen. Also muss irren zwangsläufig auch “computerlich” sein.

Diese Tage dachte ich, ich kaufe mal meine Bahnfahrkarte am Automaten. Siehe da, für die Route und Abfahrtzeit, die ich in regelmässigen Zeitabständen nehme (Berlin–Den Haag mit 1x umsteigen in Amersfoort), konnte das Automat mir nur eine Verbindung mit mindestens 2x umsteigen anbieten.

Das Problem, mit dem der Computer nicht fertig wurde, kannte ich, denn auch früher mussten Mittarbeiter(innen) der Kartenverkaufstellen ihre Computer für mich umständlich überlisten. Der Clou: zwischen Amersfoort und Den Haag gibt es sowohl eine Direktverbindung (mit Zwichenstop in Utrecht) wie auch indirekt mit 1x umsteigen (im selbigen Utrecht). Die erste Verbindungsgelegenheit nach Ankunft des Zuges aus Berlin war die indirekte (mit nochmal umsteigen in Utrecht), und diese wird dann immer vom Computer ermittelt. Das Problem — abgesehen vom zusätzlichen Umstieg — ist dass man nur 6 Minuten hatte um die Verbindung (an einem anderen Platform) zu kriegen. Auch bei Usain-Bolt-Kondition schaffte man das nur wenn der Zug aus Berlin nicht einmal 1 Minute Verspätung hatte, was der des öfteren sehr wohl hatte. Die darauffolgende Verbindungsgelegenheit (20 Minute später) fährt bis Den Haag ohne zusätzliches Umsteigen.

Die Frage ist nicht nur: Wie erkläre ich das dem Computer am Automaten? Das Computerprogramm ist noch insofern nicht weit genug durchdacht, dass man zwar erklärt bekommt, dass die angebotene Fahrverbindung mit 2x umsteigen ist, nicht aber die Möglichkeit hat, in Erfahrung zu bekommen, an welchen Zwischenstationen umgestiegen werden soll. Denn hätte ich herausbekommen, dass die Umstiege in Amersfoort und Utrecht wären, hätte ich die Fahrkarte mit angebotenen Fahrverbindung angenommen (die extra 20 Min. in Amersfoort bis zum Direktzug reichten bequem für einen Kaffee mit Stroopwafel).

Aber da ich weiss, dass es auch andere Verbindungen gibt (u.a. aufwendig über Köln u.a.), habe ich mich doch lieber an die menschliche Verkäuferin am Tresen gewandt, die mir dann ganz netterweise eine Fahrkarte mit der von mir gewünschten Fahrverbindung ausstellte.

Und wenn man dem Automaten auch noch beibringen könnte, bei dem Ganzen im gleichen gelassenen weiblichen Plauderton mit einem zu kommunizieren. Ach ......

Mit freundlichen Grüüen,
Waruno Mahdi

Datum:  30. März 2008
An: Den Tagesspiegel
Betreff: “Entschwebt” + Stuttmann-Karikatur (28.3.08, S. 8)

Dass das Projekt Transrapid ein riesengroßer Fehler ist, war eigentlich vom Anfang an klar. Ich kann mich noch sehr lebhaft an eine damalige Diskussion mit Kollegen erinnern, als man noch dabei war zu entscheiden, welches der zwei vorgeschlagenen Magnetbahnprojekte die staatliche Unterstützung erhält.

Die Wahl fiel auf Transrapid, und das war wohl der Todesstoß für eine deutsche Vorreiterrolle in der Magnetbahnentwicklung. War es die blauäugig naive Science-Fiction-Vorstellung vom futuristischen Schweben anstelle des althergebrachten Eisenbahnfahrens, oder prosaischere Ineinflussnahme des kapitalmächtigeren Konzerns auf die politischen Entscheidungsträger? Heute wird man das wohl kaum noch herausbekommen.

Klar war aber bereits damals, dass die Magnetbahn absolut nicht als Konkurrent der Eisenbahn taugt. Die einfachsten, vordergründigsten, aber durchaus entscheidenden Gründen: Ein ICE-Zug kann bei einer Gleisunterbrechung immer auf eine unter vielen alternativen Routen umgelenkt werden, kann bei Schäden oder Stromausfall von einer Diesellokomotive (ggf. sogar von Ochsen!) gezogen werden. Ein Magnetbahn-Zug ist bei Stromausfall ein totes Gewicht, so unbewegbar wie ein freiliegender Betonblock.

Die Magnetbahn eignet sich hingegen ganz vorzüglich in Kombination mit dem Flugverkehr, um die Transportzeit zwischen Flughafen und Innenstadt drastisch zu verkürzen. Dafür hätte man aber eine ganz anders konstruierte Magnetbahn als die Transrapid gebraucht, genau eine solche, wie bei dem Alternativprojekt, das man damals zugunsten des Transrapids verworfen hatte, eben wegen der falschen Zielsetzung Eisenbahnkonkurrent statt Flugpassagierenzubringer.

Sie erinneren sich vielleicht noch, man hatte hier in Berlin bereits eine Probestrecke gebaut nahe U-Bahnstation Gleisdreieck (es gab sogar einen Unglück, als ein Zug bei einer Probefahrt übers Streckenende hinüber schoss). Diese andere Magnetbahn eignete sich in der Tat nicht für die von Anfang an todgeweihte, blauäugig futuristische Strecke Berlin-Hamburg. Aber für die Strecke zum Fluhafen wäre sie hervoragend geeignet: Bei weitem nicht so teuer; bei Störungen viel leichter mit mobilem Baukran zu handhaben; bei Betriebsausfall springt Ersatzverkehr mit Bussen ein wie bei der U- und S-Bahn.

Jetzt hat man Millionen Steuergelder aus dem Fenster geworfen (oder waren es Milliarden?), und muss eventuell zusehen, wie nur die Chinesen davon profitieren? Wie gesagt, der geschilderte Tatbestand war wirklich von Anfang an bereits bekannt. Lassen Sie niemanden behaupten, das hätte man damals nicht wissen können, bzw. dass man hinterher immer klüger sei.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  20. Januar 2007
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Schadenfall Hbf./ Gefährliche Ästhetik (20.01.07, S. 7)

Die Experten haben auch meiner Meinung nach insoweit recht, dass nicht eine eventuell mangelhafte Statik am Absturz des Stahlbalkens an der Fassade des Hauptbahnhofs schuld sei.

Der für jeden Ingenieur ziemlich offensichtliche Erklärung ist, dass der Sturm Schwingungen im niedrigen Frequenzbereich (“Brummen”) verursachte, die der Eigenfrequenz der Balken entsprachen, und diese dadurch anfingen zu resonieren. Irgendwann führten diese Resonanzschwingungen zu kurzen “Minisprünge” der Balken, wobei diese vom Wind peu-a-peu seitwärts gedruckt wurden, bis sie sich letztendlich über den Rand der Stützflächen kippten und hinunterfielen.

Dass der Stahlbalken unbefesticht, nur durch eigenes Gewicht an seiner Stelle gehalten wurde, ist durch nichts zu rechtfertigen.

Schwingungen sind nicht die einzige Gefahrenquelle. Große Temperaturschwankungen (Sonne in Sommer, Frost im Winter) hätten den Balken zum “wegkriechen” führen können (berühmtester Fall: die Kupferplatten auf dem Dach der St-Pauls-Kathedrale in London). Was bei mutwilligen terroristischen Anfällen geschehen kann, wenn tonnenschwere Fassadenteile unbefestigt oberhalb der Köpfe von Passanten angebracht werden, wollen wir uns erst gar nicht vorstellen.

Kurz um, da hat jemand doch sehr wohl gepfuscht. Zum Glück befand sich niemand darunter auf der Treppe.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  11. Dezember 2006
An: Den Tagesspiegel
Betreff: So wirken Hustenlöser (11.12.06, S. 14)

Dass Acetylcystein, zumindest als Brausetabletten, der meistverkaufter Hustenlöser in Deutschland sei glaube ich gern. Aber das Mittel, als Brause dargereicht, ist als Hustenlöser relativ wirkungslos. Die dabei in der Tat beobachtete schleimauflösende Wirkung kommt von der Einnahme des Wassers (plus Placebo-Effekt).

Acetylcystein selbst ist zwar in der Tat eine erwiesenermaßen wirksame Hustenlöser, allerdings nur wenn die Lösung, fein zerstaubt, inhaliert wird.

Das heißt aber nicht, dass die Brausetablette völlig nutzlos sei. Acetylcystein ist das wirksamste (eigentlich das einzige, klinisch getestet wirksame) Mittel gegen einem Kater. Statt also die Tabletten bei Husten nutzlos zu verschwenden (ein Glas klares deutsches Wasser täte es da auch), lieber aufheben für den Morgen danach....

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  3. April 2005
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Ein Wurm gegen die Welt (03.04.05, S. 32)

Wie kommt es eigentlich, dass nicht Microsoft als eigentlicher Verursacher dazu verdonnert wurde, für die Schäden aufzukommen? Das Unternehmen kannte ja die Schwachstellen in seinem Software und hat nichts dagegen getan. Dass solche Schwachstellen unweigerlich ausgenutzt werden würden weiss ja jeder: Boys will be boys, sagt der Amerikaner. [....]

Datum:  20. September 2003
An: Den Spiegel
Betreff: Das Y-Chromosom (Nr. 38/15.09.03)

Die sommerlochreifen Sprüche entstammen ja dem Steven Jones, somit sind Sie entschuldigt. Was die entsprechend reisserische Aufmachung betrifft, na gut, dafür lieben wir ja Den Spiegel....

Aber dass es den Mann seit 300 Mio. Jahren gibt, also ich bitte Sie, selbst vom Schimpansen sind wir noch kaum 10 Mio. Jahren getrennt, während es Homo sapiens allenfalls 100.000 Jahre gibt. Also wird es wohl nicht der Mann, sondern das Männchen sein, den bzw. das es 300 Mio. Jahren gibt.

Was den Kern der Sache angeht, kann es eigentlich nicht weiterhin verwunderlich sein, dass das Männchen einen etwas kümmerlicheren Abklatsch des Weibchens darstellt. Schließlich muss ja letzteres die Frucht tragen, aus welcher das Nachkommen entstehen muss (auch wenn im Tierreich gegenteiliges vereinzelt vorkommt).

Dennoch, für das Großziehen eines Nachkommens ist das Männlein nicht nur zum einmaligen Befruchtungsakt nützlich (ausser bei vereinzelten Tierarten). Insbesondere bei Homo sapiens bedarf es für eine gesund heranwachsende Generation eine ganze soziale Umgebung (Mutter, Vater, Geschwister, Großeltern, Nachbarn, die Gemeinde). Daran wird auch eine komplett geklonte “Brave New World” nicht vorbei kommen. Zum Glück.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  21. Oktober 2001
An: Den Tagesspiegel
Betreff: Stephen Hawkings Jahrtausend-Menetekel

Mit seinem Jahrtausend-Menetekel hat Stepehen Hawking den Nagel auf dem Kopf getroffen, aber was seinen Ausweg angeht, zeigt es sich doch einmal mehr: auch, oder gerade Genies verrechnen sich mal wenn es ums einfache Ein-Mal-Eins geht.

Bezeichnen wir die Wahrscheinlichkeit, dass eine wie unsere technisch versierte Menschheit noch ein Jahrtausend weiter lebt, als p. Dann wäre die Wahrscheinlichkeit, dass n je auf einen eigenen Planeten befindliche, derart versierte Menschheiten so lange weiter leben, gleich 1-(1-p)n. Nun, falls p = 0, d.h. falls die Wahrscheinlichkeit des Überlebens einer solcher Menschheit (z.B.unserer) gleich Null sei, wie von Hawking angenommen, dann wäre für eine beliebeige endliche Zahl n das Ergebnis ebenfalls Null:

1-(1-0)n = 1-1n = 1-1 = 0.

Mit anderen Worten, uns auf mehreren Planeten zu verteilen wird nichts helfen, Mr. Hawking. Entweder bekommt die Menschheit ihren Tatendrang auf mikrobiologischem Gebiet im Griff, oder wir sind geliefert. Es muss ja nich immer Terroristen mit weißem Pulverchen sein. Auch die bestgemeinte Heilung einer Erbkrankheit durch Einschleusung eines gesunden Gens per manipulierter gutartiger Mikrobe kann sich auf unvorhersehbarer Weise mutieren. Also, die Menschheit kennend, wird Hawking, was die Überlebenschancen einer einzigen Menscheit betrifft, wahrscheinlich recht behalten.

Nachprüfen lässt sich das ja:

Falls es eine immanente Eigenschaft von Menschheiten ist, dass sie sich nur ein bis zwei Jahrehunderte lang per Funk und Laser auf den umgebenden kosmischen Raum bemerkbar machen können, wonach sich wieder Funkstille einsetzt, ist es kein Wunder, dass wir es immer noch nicht geschafft haben, Signale von anderen Menschheiten einzufangen. Die Wahrscheinlichkeit, dass deren Sendezeit mit unserem Empfangszeit übereinstimmt, ist vernachlässigbar klein. Man braucht eigentlich nur Signale einer einzigen anderen Menschheit zu empfangen, und Hawkings Hypothese wäre praktisch widerlegt. Wetten, dass wir es nicht schaffen ....?

Mit traurigen Grüßen,
Waruno Mahdi

 
Datum:  22. Okober 2001
An: Den Spiegel
Betreff: Stephen Hawkings und das Jahrtausend

Herr Hawking hat zweifellos recht, was die Chancen der Menschheit, dieses Jahrtausend zu überleben angeht. Denn Gefahr droht nicht vornehmlich aus dem Gesellschaftsrand, in Form etwa von Bombenanschläge auf Biowaffenlager oder -labors. Gegen sötwas sind allerlei Containmentszenarien vorstellbar.

Ganz anders steht es mit systemimmanenten Gefahren. Sobald Heilmethoden mit Einsatz von genmanipulierten Mikroorganismen zum pharmakologischen Alltag werden, werden da die gleichen Zustände herrschen, wie auf dem Komputermarkt. Mann muss sich nicht mit schlechten Komputers umschlagen, weil die Technik keine besseren hergibt, sondern, erstens, weil der Wettbewerb nicht von der Produktenqualität, sondern vom Marketing bestimmt wird und, zweitens, weil derselbe Wettbewerb der Industrie eine ständige Akzeleration von Produktenerneuerung ohne Rücksicht auf Ausgereiftheit aufzwingt.

Während also der laufende Krieg gegen den Terror seinem erhofften Erfolg entgegen marschiert, sollte man sich noch ernsthafter Gedanken über den Verlauf der wirtschaftlichen Globalisierung machen. Die Überlegenheit der freien Marktwirtschaft basiert auf einen durch Produktqualität bestimmten Wettbewerb. Ob sich ein globaler Widerstand gegen die Globalisierung politisch durchsetz oder nicht, wird letztendlich davon abhängen, ob es gelingt, die Wettbewerbsverzerrung durch Primat von Marketing und Börsenspekulation vor Produktqualität rückgängig zu machen. Dasgleiche gilt für die Chancen, etwaige Segen der Gentechnik ohne Gefahr für die Menschheit zu implementieren. Also ist Stephen Hawkings Pessimismus wirklich nicht unbegründet.

Was den von Stephen Hawking vorgeschlagenen Ausweg betrifft, so ist ihm da ein kleiner Rechenfehler unterlaufen. Wenn die Erfolgschancen für das Experiment Menschheit auf einem Planeten ab dem gegebenen Stand der technischen Entwicklung das nächste Jahrtausend zu überleben gleich Null seien, so hätte es auch tausendfach parallel auf ein Tausend Planeten ausgeführt die gleichen nichtigen Erfolgschancen. Denn tausendmal Null ist auch Null.

Wie gesagt, es ist nicht dass Komputerhersteller zu dumm sind, sondern dass auch sie dem von Gesetzen der Wirtschaft auferlegten Zwang unterliegen. Auch das Handeln der “Kapitäne” der Weltwirtschaft sind ihr unterlegen. Wenn sie ein Umlenken zulassen, sind wir gerettet. Wenn nicht, würde auch eine Verteilung auf Tausend Planeten ihr nichts anhaben können. Man würde nur zu beobachten bekommen, wie variantenreich man die gleichen fatalen Grundfehler begehen könnte. Eine durchaus spannende Aussicht, zumindest für Beobachter aus dem zuletzt untergehenden Planeten.

Mit freundlichen Grüßen,
Waruno Mahdi

Datum:  8. Juni 1998
An: Den Spiegel
Betreff: 24/1998, TITEL — Heimsuchung im High-Tech-Land

Zunächst gilt unser aller Trauer den 98 Toten und unser Mitgefühl deren Hinterbliebenen sowie den Verletzten und Traumatisierten.

Zu beklagen, da haben Sie recht, ist auch das ramponierte Renomee der deutschen Ingenieurkunst. Und wenn man sich noch die Niederlage gegenüber dem TGV in der südkoreanischen Ausschreibung vor wenigen Jahren in Erinnerung bringt, scheint sogar System dahinter zu liegen. Doch wollen wir bitte nicht voreilig deutschen Ingenieuren den Schwarzen Peter zuschieben.

Denn, falls da irgendwo System ist, dann gewiss nicht in etwa Ingenieuren zuzuscheibenden Schlampereien. Vielmehr scheint mir, dass die Bahn systematisch von der Politik in die Verliererrolle gedrängt bzw. gehalten wurde, damit sie bloß keine Konkurrenz für den Autotransport geworden wäre. Stell' dir vor, man hat eine neue Autobahn gebaut, und es kommen keine LKWs: Die Laster fahren Bahn.... Oh Schreck, oh Graus!

Nicht genug damit, dass man Frachtgut der Bahn manchenorts per LKW befördern läßt, muss die Bundesbahn auch noch die Transrapidtrasse Hamburg-Berlin, ihren Konkurrenten also, mitfinanzieren. Wenn man einen Versager-Eisenbahn haben will, sollte man sich nicht wundern, dass man einen solchen auch bekommt. Wäre es dann nicht vernünftiger, Importzüge etwa “made in Taiwan” auf den Schienen zu fahren? Bei Unfällen hätte man vielleicht nicht weniger Tote zu beklagen, zumindest bliebe aber das Renomee der heimischen Ingenieurkunst heil....

Mit freundlichem Gruß,
Waruno Mahdi

P.S.  Die Transrapid als Bahn-Konkurrent zu betreiben scheint mir grundsätzlich ein Irrweg zu sein, denn in Wirklichkeit gehört sie mit dem Flugverkehr gekoppelt. So ist aber einen weiteren Flopp vorprogrammiert, neben der zum Versagen verdammten Bahn. Man kann anderen Länderen wohl schlecht dazu überreden, ihre Eisenbahnbetriebe zu demontieren, damit die Transrapid auch bei ihnen gegenüber der Eisenbahn günstig abschneidet.


© Waruno Mahdi.

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